Auch wenn auf dem Titelblatt der „Statuten der Turnerschaft Dromersheim“ aus dem Gründungsjahr eindeutig1898 zu lesen ist, so handelt es sich dabei schlicht und einfach um einen Druckfehler. Die
Turnerschaft Dromersheim wurde nachweislich im August 1899 gegründet mit dem Zweck (so in den Statuten nachlesbar): „ihren Mitgliedern Gelegenheit und Anleitung zu Übungen zu geben, welche
stärkend und erfrischend auf Körper und Geist wirken, den Gemeinsinn heben und gute Sitten pflegen und verbreiten. Vereinstätigkeiten sind: gemeinsame Übungen im Turnen und Fechten, sowie
zeitweilig anzuordnende Turnfahrten.“ Der Geist Turnvater Jahns war jetzt also auch in Dromersheim auf fruchtbaren Boden gefallen und bereits im Gründungsmonat konnten Initiator Sebastian
Dickescheid und Lehrer Jakob Boos 32 zahlende Mitglieder verzeichnen. Letzterer übte bis Ausbruch des Ersten Weltkrieges auch das Amt des ersten Präsidenten (Erster Sprecher) aus.
Bis zum Januar 1900 war die Mitgliederzahl bereits auf 61 angestiegen und nach Barren, Pferd und Springständer wurden Reck, Hanteln und Sprungstäbe angeschafft und mit Materialkosten von 66 Mark
ein Gerätehäuschen errichtet. 150 Mark musste der Verein als Darlehen aufnehmen. Dessen Tilgung bereitete erhebliche Probleme. Dennoch fand an Weihnachten 1900 der erste Turnerball statt, der in
den folgenden Jahren zur Tradition wurde und sich zu dem gesellschaftlichen Ereignis entwickelte.
Wie stark damals „Zucht und Ordnung“ das Vereinsleben bestimmten, wird bei folgender Episode deutlich: Als 1902 drei Turner beim Gauturnfest in Bad Kreuznach Preise errangen und zu deren Ehren
ein Bierkommers statt fand, wurden andere Turner, die „trotz Anwesenheit nicht teilgenommen haben und andere Wirtschaften aufsuchten“ aus dem Verein ausgeschlossen.
Zum ersten glanzvollen Höhepunkt der Vereinsgeschichte entwickelte sich am 26., 27. und 28. Mai 1906 das Fest der Fahnenweihe mit großem Festzug, Schau- und Kürturnen sowie einem Festball im
Saale der Witwe Kaiser.
Obwohl der Verein bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war, ist am 3. Dezember als vorerst letzter Eintrag im Protokollbuch vermerkt: „Bezüglich der
Liebesgaben an die im Felde stehenden Turner wird beschlossen, jedem Turner vorläufig zuzusenden: 1 Paket Tabak, 4 Stück Zigarren, 10 Stück Zigaretten, 3 Rollen Pfefferminze, 1 Paket
Streichhölzer und Schokolade nebst Feldpostkarten.“ 68 Turner standen im Felde, 13 kehrten nicht heim.
Es dauerte bis zum 27. September 1919, bis sich wieder ein Eintrag im Protokollbuch findet: 18 neue Mitglieder und ein Zögling wurden unter Vorsitz von Josef Pfeifer aufgenommen. Am 3. September
1920 sorgte ein Theaterabend mit dem Volksstück „Im Revolutionsjahr“ und dem Schwank „Die Hamsterer“ für frischen Wind im Vereinsleben. Lehrer Franz Wetzel, der ab 1927 viele Jahre die Geschicke
des Vereins lenkte und 1939 zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde, oblag die Einübung.
Besondere Meriten verdiente sich auch Anton Josef Hartmann III., der seinen Acker „In der Bein“ dem Verein kostenlos als Sport- und Spielplatz zur Verfügung stellte. Erstmals Erwähnung finden
1921 auch eine Faustball- und eine Fußballmannschaft, vom Vorstand verboten wurden allerdings neue Tänze beim Turnerball.
1924 feierte man das 25-jährige Stiftungsfest gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr. 1929 lehnte die Generalversammlung nach heftiger Debatte mit 22 zu 12 Stimmen eine Arbeitsgemeinschaft mit
der DJK ab. Dafür gründete man als Alternative eine Sportabteilung.
Neuen Auftrieb erhielt der Verein durch die Ausrichtung des Bezirksturnfestes am 10. Juli 1932. 1933 sorgte insbesondere das Gleichschaltungsgesetz für reichlich Wirbel im Dromersheimer
Turnverein. Der Vorstand beschloss sich unterzuordnen und galt als aufgelöst. Der Wehrsport wurde eingeführt, die jüdischen Mitglieder entsprechend den Vorschriften des Arierparagraphen
ausgeschlossen. Die empfohlene Zusammenarbeit mit der NSDAP und die Eingliederung der Turnerjugend in die HJ hatte man vorerst zurückgestellt. Das sportliche Aushängeschild des Vereins, die
Turnerriege mit den Turnwarten Heinrich Fleck und Adam Heinz an der Spitze, konnte zwar den ersten Preis im Bezirk erringen, fiel danach jedoch auseinander.
1935 trat die entsprechend geänderte Satzung in Kraft, 1936 hatte die Turnerschaft 59 Mitglieder, 1937 erklärten 18 Mitglieder nach dem Zusammenschluss der Turnerjugend mit der HJ ihren Austritt.
1938 wurde nach der Feldbereinigung ein neuer Sportplatz „In der Proff“ ausgewiesen. 1939 konnte das 40-jährige Bestehen in großem Rahmen gefeiert werden. Von 1939 bis 1945 führte Georg Mauer,
der schon 1919 die Turnerschaft zu neuem Leben erweckt hatte, die Vereinsgeschäfte kommissarisch weiter.
Nachdem 1946 von der Militärregierung das Turnen verboten worden war, musste der Verein als Sportverein mit veränderten Statuten neu gegründet werden. Es erfolgte die Aufstellung einer
Fußballmannschaft. Erster Vorsitzender war Georg Mauer, der sein Amt jedoch 1947 niederlegte. Im Jahr 1948 erlaubte die Besatzungsmacht wieder das Turnen und Anton Mauer übernahm das Amt des
Vorsitzenden.
1950 wurde Franz Wetzel wieder zum Ersten Vorsitzenden gewählt, die erste Fußballmannschaft musste jedoch aus dem Spielbetrieb zurückgezogen und auch ein Nachlassen des Turnbetriebes registriert
werden. 1951 erfolgte dann die Gründung einer Damenriege. Die Jugendfußballer wurden Kreismeister und Pokalsieger.
Mit dem Aufstieg in die B-Klasse und dem Erreichen des Pokalendspiels sorgten 1955 die Fußballer für besondere Aufmerksamkeit. 1956 gewannen sie dann den Pokal. 1957 wurde die
Tischtennisabteilung gegründet, 1959 anlässlich der Feier zum 60-jährigen Bestehen eine neue Standarte geweiht.
1960 erfolgte dann die Wahl von Lorenz Christian zum Ersten Vorsitzenden, Franz Wetzel wurde Ehrenvorsitzender und die 1. Fußballmannschaft Pokalmeister der B-Klasse Bingen. 1961 verabschiedete
man die neue Satzung, der Verein nannte sich jetzt Turn- und Sportverein 1899 Dromersheim. 1962 erfolgte der Ausbau des Sportplatzes. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit der 1.
Fußballmannschaft trat am 19. April 1963 Lorenz Christian zurück, zu seinem Nachfolger wurde am 17. Mai Hans Breivogel gewählt. 1965 hatte der Verein 125 Mitglieder.
Mit Valentin Poss als neuem Vorsitzenden beschlossen die TSV-Mitglieder 1969 gemeinsam mit dem MGV 1872 auf dem Sportplatz eine Halle zu bauen. Der ins Auge gefasste weitere Ausbau der
Holzkonstruktion wurde 1970 jedoch als unzweckmäßig verworfen. Als abendlicher Tanzboden für das neu ins Leben gerufene Fußballsportfest bewährte sich die Halle jedoch bestens. 1972 fand erstmals
in der Vereinsgeschichte ein Damenfußballspiel statt. 1973 erfolgte dann die neuerliche Wahl von Lorenz Christian zum Ersten Vorsitzenden und die Gründung einer Frauengymnastikabteilung.
Die Mitgliederzahl hatte sich mittlerweile auf 256 erhöht. An drei Tagen, vom 26. bis 28 Juli 1974, feierte der TSV dann unter der Schirmherrschaft von Bingens Oberbürgermeister Dr. Gebauer sein
75-jähriges Jubiläum.
Pläne zum Bau eines Umkleidegebäudes am Sportplatz wurden aufgegriffen und 1975 ein Bauausschuss gebildet. Am 19. Dezember 1976 konnte Richtfest gefeiert werden, die offizielle Einweihung fand am
17. und 18. Juni 1978 statt. 70 Helfer waren mit 4831 Arbeitsstunden im Einsatz, wobei allein 17 Helfer davon 3652 Stunden (75 Prozent) ableisteten!
1979 wurde Werner Blumers nach geheimer Wahl zum neuen Vorsitzenden gewählt und in der Turnabteilung zwei Mädchengruppen gegründet. Durch die Mitbenutzung der neuen Turnsporthalle hatte allein
die Tischtennisabteilung im Jahr 1980 60 Mitglieder. Insgesamt erhöhte sich 1981 die Mitgliederzahl im TSV auf 351. 14 Mannschaften und Gruppen beteiligten sich am Wettkampfgeschehen. Dennoch
wurde erst auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24. April 1981 mit Walter Trägner ein neuer Vorsitzender gefunden, nachdem man auf der Versammlung im März vergebens nach einem
Vorsitzenden Ausschau gehalten hatte.
Doch nicht allein die erste Fußballmannschaft, die nach der Saison 80/81 den 1. Platz ihrer Klasse belegte, feierte Erfolge. Diverse Jugendfußballmannschaften konnten sich in den nächsten Jahren
den Titel eines Kreismeisters holen und auch der Tischtennis-Nachwuchs erfreute regelmäßig mit Titelgewinnen.
Marco Schneider wurde sogar in die Rheinhessen-Auswahl berufen. Britta Färber sicherte sich im Mädchenturnen 1982 den Titel einer Gaumeisterin im Turngau Bingen. Auch sehr erfolgreiche
Turnerinnen waren die Schwestern Kerstin und Heike Lunkenheimer. Sie vertraten die Farben des TSV bei Rheinhessen- und Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. Trainiert wurde die erfolgreiche
Turnerriege von Heidrun Höper, die bis heute als Übungsleiterin mehrere Angebote des TSV leitet
1987 gewann die Tischtennismannschaft die Kreispokalmeisterschaft.
1988 musste eine neue Satzung erstellt werden, damit der TSV als eingetragener Verein (e.V.) ins Vereinsregister eingetragen werden konnte. Die Abteilung Radsport wurde gegründet und die
Tischtennis-Herren stiegen in die Bklasse auf. 1989 folgte dann der Aufstieg in die A-Klasse. Wie 1988 standen die Fußballer erneut im Kreispokal- Endspiel.
1991 wurde Armin Rapp zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt, Wiebke Gruber turnte im April auf den Landesmeisterschaften. 1993 folgte die Gründung einer Jazztanzgruppe unter Leitung von Gabriele
Sacher und der Sportplatzneubau wurde in Angriff genommen. 1994 erfolgte die Gründung einer Volleyballabteilung. Die Einweihung des neuen Sportplatzes war dann der Höhepunkt des Jahres
1995.
Walter Brandenburg wurde zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Seit dem 25. Juli 1995 unterstützt der „Verein zur Förderung der sportlichen Aktivitäten des TSV 1899 Dromersheim e.V.“ den TSV.
Gründungsmitglieder waren Bernd Schuhmacher, Helmut Schumacher, Katharina Knapp, Walter Brandenburg (heutiger Erster Vorsitzender), Valentin Poss, Manfred Grötz, Uwe Karsch und Alfons Moos. Im
Jahre 2002 hatte der Förderverein des TSV 16 Mitglieder.
1996 überstieg die Mitgliederzahl des TSV erstmals die 600er Marke. Von den 642 Mitgliedern im Jahr 1997 waren 234 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Stetig vorangetrieben wurden die
Arbeiten am Anbau des Sportheims, dessen Erweiterung mit einem Helferfest 1998 gefeiert wurde. Die Damengymnastikabteilung feierte ihr 25-jähriges Bestehen und wird seit 1984 bis heute von
Heidrun Höper geleitet. Weniger erfreulich: Die erste Fußballmannschaft stieg aus der B- in die C-Klasse ab und musste ein Jahr später vorübergehend ganz vom Spielbetrieb abgemeldet werden.
Das Jahr 1999 stand beim TSV ganz im Zeichen des 100-jährigen Vereinsjubiläums. Als Schirmherr hielt der rheinland- pfälzische Minister des Innern und für Sport, Walter Zuber, beim Festkommers am
6. August die Festrede. Weiter auf dem Festprogramm standen am Samstag, 7. August, ein Spielfest für Jung und Alt, am Sonntag, 8. August, nach dem Gedenkgottesdienst ein Fußballturnier der
Ortsvereine und abends ein Bunter Abend mit der Showband „Gaudi- Express“.
Mit der Wahl von Valentin Poss auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 17. März 2000 zum Ersten Vorsitzenden wurde ein neues Kapitel beim TSV aufgeschlagen. Doch auch in diesem Jahr
konnte keine aktive Fußball-Mannschaft zur Verbandsrunde gemeldet werden.
Erst 2001 nahmen die Fußballer unter Trainer Gerhard Walgenbach wieder an den Meisterschaftsspielen der Kreisklasse Bingen-West teil. Von sich reden machten die TSV Radfahrer Holger Pfannschmitt
und Stefan Kistner durch ihre Teilnahme am 23. Juni an der Fernfahrt über 540 Kilometer von Trondheim nach Oslo. Im November löste sich allerdings die Volleyballabteilung des TSV wieder
auf.
2003 schaffen die Fußballer als Vizemeister der Kreisklasse den Aufstieg in die Kreisliga Mainz-Bingen. Mit drei neuen Spielern aus Mosambik und unter dem neuen Trainer Mario Spreitzer belegten
die TSV-Kicker nach Abschluss der Vorrunde der Saison 03/04 den 7. Platz. Trainerwechsel gab es auch bei den Jazztanz-Gruppen: Karina Schmitt übernahm die Gruppe „X-Dream“, Stephanie Heinz die
Gruppe „Ladies First“. Das Angebot der Turnabteilung reicht heute vom Kleinkinderturnen, Kinderturnen, Mädchen- und Jungenturnen, Leichtathletik (ruht momentan), Damen- und Seniorengymnastik bis
zu einer Yogagruppe. Die Mitgliederzahl hat sich derweil bei rund 600 eingependelt.
Damit sind nahezu die Hälfte der Dromersheimer Einwohner Mitglied des TSV, der damit der Mitglieder stärkste Verein im 1250 Jahre alten Dromersheim ist. Der Sport vor Ort behält nach wie vor
seine zentrale Funktion im Ortsgeschehen.
Trainings- und Spielbetrieb der einzelnen Mannschaften und Übungsgruppen
Jährliches Sommer-Sportfest
Jährliche Jahresabschlussfeier